Uhlig weiter:

34:

Neben der Sprache, die "über Jahrtausende keine bekannte Umsetzung in Zeichen fand",
- begegnet uns doch gleichfrüh in den ältesten Höhlen eine "Zeichensymbolik" von unübersehbarer
Aussagekraft. -

Wir dürfen diese Zeichen, deren Bedeutung

Marie E. P. König mit viel Engangement
nachgegangen ist, als "erste Formulierungen urmenschlichen Weltverständnisses" sehen. -
Sie sind Vorläufer der Schrift, aber auch "der graphischen Darstellung kosmischer Zusammen-
hänge". -

Dabei treffen wir immer wieder auf "die (35) Zahl DREI":

- Drei Striche, drei Tierfiguren, drei nackte Frauen über einem Stier, der Mond in drei Phasen,
- schliesslich das Schamdreieck - "unübersehbares Zentrum fast aller frühen Frauendarstellungen",
- von dem Marie E.P. König sagt:"Die Frau trägt von Natur ein Zeichen, das dem Mann fehlt,
- das Schossdreieck". -

Anm.: Das ist ein Bisserl ungeschickt ausgedrückt, - denn von der Grundzeichnung
männlicher und weiblicher Körper aus betrachtet, - könnte ich ebensogut behaupten:
"Der Mann trägt von Natur ein Zeichen, das der Frau fehlt, - den Schosstab"..., - die
weiterführenden Erklärungen halte ich für inhaltsreicher ...

Uhlig weiter:

35:

Es ist hier, - im Gegensatz zu´m später so verstandenen "Phallus", das "Symbol früher
Mächtigkeit", - da es "den Ort der Geburt, den Ort des Ursprungs alles Lebens" kennzeichnet". -

Anm.: Was in Bezug auf "den Ursprung der Darstellung der "Erdgöttin" und den durch sie
geoffenbarten "Ort der körperlichen Geburt" meines Erachtens nach auch gerechtfertigt ist,

"Die Vagina" = "Die Manifestationspforte der Gaia in der weiblichen Inkarnation". -

Den "Ursprung allen Lebens" indes erblicken wir doch eher in den Sternen, und der von dort
angekommenen Schöpferin, - und es gibt keinen Grund zu der Annahme, dass der frühe
Mensch das nicht genauso differenziert betrachtete, - musste er doch diesen Erfahrungen weit
näher sein als wir heute ...

Uhlig weiter:

36:

Worauf es mir hier ankommt, ist die ... "ableitbare Ansicht in die Erfahrungs- und Vorstellungswelt
des Frühmenschen". -

(Anm.: Das verbindet uns...)

Was da wahrscheinlich sehr viel früher, als wir das heute noch annehmen, aufbrach,
war "das Empfinden dessen, was ich "das Numinose" nennen möchte". -
Ich könnte auch schreiben "das Heilige", wenn ich den Begriff nicht durch spätere
Bedeutungsüberlagerungen belastet sähe. -

"DAS NUMINOSE" BEGREIFE ICH HIER ALS "DAS ERLEBEN EINER AUF ERDEN GEGENWÄRTIGEN, - ABER SICH NICHT IN DIESER GEGENWÄRTIGKEIT ERSCHÖPFENDEN,
ZUGLEICH VERTRAUEN UND SCHAUER ERZEUGENDEN KOSMISCHEN MACHT". -

Diese Macht empfand der Mensch damals im Phänomen der Geburt wie im Augenblick des
Todes. -
Das immer neu aus dem Schoss kommende Leben und das unvermittelt Erstarrende,
das plötzlich Erlöschende, - der Tod - waren für den Eiszeit-Menschen numinose Erfahrungen,
die Zuversicht und Schrecken zugleich vermittelten. -

Naturhist.Museum, Wien. -
Naturhist.Museum, Wien. -