Uhlig weiter:

43:

"Venus von Willendorf" - Aurignacien

- 28.000 bis 27.000 v.u.Z.:

Sie ist 10,8 Zentimeter hoch und sorgfältig ais Kalkstein geschnitzt. -
Als Zentrum der noch rote Farbspuren tragenden Figur erscheint der dicke Körper
mit prallen Hängebrüsten, über die sie Ihre dünnen, nicht zum Gesamtbild passenden
Arme hält. -

Nabel und Geschlecht sind deutlich markiert, was "den Zustand unmittelbar vor einer Geburt"
zeigen könnte. -
Der Kopf ist "von einer stilisierten Haartracht fast völlig bedeckt, - so das vom Gesicht nichts
zu sehen ist". -

(Anm.: Es ist "verhüllt"...
Und "die Verhüllerin" ist eines mit "der Göttin der Geburt und auch des Todes",
- in anderen Zeiten "Hel" oder auch "Persephone" genannt. -

"Vor unserer Geburt und nach unserem Tod, - befinden wir uns in Ihrer Verhüllung". -)



Uhlig weiter:

"Ihr Typ ist bis in die folgenden Jahrtausende weit verbreitet" ...

Andre´Leroi-Gourhan..., - "...- hat die schematische Darstellung einiger der bedeutendsten
frühen Statuetten in ein geometrische Rhombensystem eingebracht und Ihre Mitte mit einem
Kreis umschrieben". -

Dabei zeigt sich, dass sie mir Brüsten, Leib und Vagina - also mit Ihrem Mutterzentrum
- alle nach einem gleichen Schema aufgebaut sind, - so, als ob es bei Ihren Schöpfern oder
Schöpferinnen eine Art imaginäres Wissen um die Symbolkraft des Weiblich-Mütterlichen
jenseits aller Realität weiblicher Leiblichkeit gegeben habe. -

. -

"Venus von Laussel" - 20.000 v.u.Z.:

48:

Laussel, das seit 1894 ausgegraben worden ist und damit zu den klassischen Stätten der
europäischen Vorgeschichte gehört, macht deutlich, dass nicht nur Höhlen, sondern auch
Freilandplätze in jenen ältesten Zeiten von Bedeutung sein konnten. -

Schon die ältesten Schichten von Laussel enthalten vielgestaltige Steinwerkzeuge. -
Die einzelnen Horizonte sind durch jeweils drei sterile Schichten von 80, 120 und 90
Zentimetern voneinander getrennt. -
In der dritten der vier ausgegrabenen Schichten fanden sich "Reliefblöcke", - man datiert sie
um 20.000 v.Chr. -

Im Mittelpunkt der ungleichen Gruppe steht die als "Venus von Laussel" berühmt gewordene,
46 Zentimeter hohe nackte Frauenfigur mit einem "gekerbten Bisonhorn" in der erhobenen
rechten Hand. -
Leicht nach vorn gebeugt liegen die Schwerpunkte der Gestalt, die aus dem Fels wie aus
einer Vulva hervortritt, in den Brüsten, dem Bauch und den gewaltigen, das Schamdreieck
deutlich hervortretenlassenden Schenkeln. -

Die linke Hand liegt lässig auf dem Bauch. -
Das Gesicht wurde "nicht ausgeführt"...

(Anm.: Siehe "Verhüllerin"...)

Vieldeutig erscheint uns die Gestalt durch das fein ausgeführte "Bisonhorn"
mit seinen Einkerbungen, die als "Jagdkerben" gedeutet worden sind. -

Entsprechend "könnte das mit der Öffnung nach Unten gehaltene Horn ein Opfergefäss sein,
aus dem die Frau - zweifellos eine Darstellung der "Grossen Mutter" - Blut auf den heiligen
Platz unter sich ausgiesst, - um das auf der Jagd durch die Männer zerstörte Leben in Form
des zum zweitenmal vergossenen Blutes zu opfern und zu erneuern". -
(Anm.: Ein Regenerationszauber. -)

Betrachtet man jedoch das andere in Laussel ausgegrabene Frauenrelief "mit einem
hornartigen Gegenstand in der Rechten" ..., - "

... - könnte man darüber hinaus gut an
"die Darstellung der Sichel des zunehmenden Mondes" denken. -

Nun würde eine solche Bedeutung die andere als Bisonhorn nicht ausschliessen. -
Man denke nur an die bis ins alte Ägypten fortwirkende "frühe Verbindung zwischen
Mond und Stier". -

Auf vielen Skulpturen und Malereien "umschliessen Stierhörner die Mondscheibe",
- wobei "der Mond in seinen drei Phasen als zunehmender, voller und abnehmender Mond
symbolisiert wird". -

Von daher würden auch die "13 Kerben" im Horn der zentralen Figur eine sinnvolle Be-(50)
deutung erhalten. -
Sie könnten "die 13 Nächte" anzeigen in denen der Mond vom ersten Aufscheinen der
Mondsichel auf wundersame Weise

- so muss es der Eiszeit-Mensch gesehen haben -
zum Vollmond wird. -

Damit würde sich sogar erklären lassen,

"weshalb nur eine halbe Mondsichel dargestellt ist". -
Sie "symbolisiert das Wachsen des Mondes, d. h., - seine Geburts- und Werdensphase". -

So wird die "Grosse Mutter von Laussel" zum

"Symbol des kosmischen Zusammenhangs
zwischen Mond und Menschenleben, zwischen Gestirnwandel und Daseinswandel". -

Es ist "die Frau als Mutter",

- die das repräsentiert und zelebriert. -

(Anm.: Indes kann aus "dem Horn" alles Mögliche fliessen, - was viel spätere Interpreten
auch im "Füllhorn" ausgearbeitet haben, - Blut, Wasser, - aber auch der Frühling kann sich
aus dem Horn der Göttin ergiessen, - wie jede andere Jahreszeit. -

Schliesslich sollte auch die Verwendung des "Hornes als Rufinstrument" angeführt werden,
- dem "Ruf der Grossen Mutter", - folgt alles Leben, - und hierin können wir eine Wiederkehr
einer Urerinnerung an den "Ruf der Gaia an Ihre Kinder" erblicken. -)

. - A . -

(C)www.goddessgift.net/
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Naturhist. Museum, Wien. -
Naturhist. Museum, Wien. -
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